Die Biologin

In den Steinbruchbetrieben rund um Lindlar, Marienheide und Gummersbach nahm in den 1950er und 1960er Jahren der Druck der Technisierung stark zu. Viele kleine, oft noch familiengeführte Unternehmen konnten die notwendigen Investitionen in Robuster, Lastkraftwagen und Spezialsägen nicht aufbringen. Sie stellten ihre Arbeit ein. Einige der nun brachliegenden Anbauflächen wurden mit Erde verfüllt. Andere blieben sich selbst und der Natur überlassen – und entwickelten sich nicht selten zu wilden Müllkippen, auf denen Auto­reifen, Bauschutt und andere Altlasten illegal entsorgt wurden.

In den 1980er Jahren bewegten das große Waldsterben und die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl auch im Bergischen Land viele Menschen. Die aufkommende Naturschutzbewegung entdeckte die alten Steinbrü­che neu: Es entstanden erste Naturschutzgebiete. An den steilen Bruchwänden, auf den sonnenbeschiene­nen Abraumhalden und in den flachen Tümpeln bildeten sich wichtige Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, die in unserer heutigen Kulturlandschaft sonst nicht überleben könnten. Zur Bewahrung der gefährdeten Vielfalt dürfen diese Areale – wenn überhaupt – nur auf festgelegten Wegen betreten werden.

Die notwendigen Pflegemaßnahmen sind jedoch äußerst aufwendig: Um den Bewuchs der Abraumhalden zu verhindern, müssen sämtliche Steine regelmäßig umgesetzt werden. Im Steinbruchkessel kommen schwere Maschinen zum Einsatz: Beim sogenannten „Abplatten“ wird die gesamte Pflanzendecke abgetragen. Und gegen den Bewuchs der Steinbruchwände hilft nur der Freischneider. Der Verzicht auf diese Maßnahmen würde zu einer raschen Verbuschung führen und den neu entstandenen Artenreichtum wieder verringern.

Weitere Hintergrundinformationen finden sich in der Publikation „Steinreich im Bergischen – Steinbrüche im Bergischen Land entdecken“. Die von der Biologischen Station Oberberg und der Biologischen Station Rheinberg gemeinsam mit weiteren Partnern im Rahmen des Projektes „Naturschutz trifft Kulturland­schaft – STEINland“ erarbeitete Dokumentation steht unter www.biostationoberberg.de zum kostenlosen Download bereit.